Übersicht | Drucken | Versenden
Erschienen am: 22.10.2024
Schon gewusst?
Der in München geborene Wilhelm Filchner (1877-1957) war ein international geachteter Forschungsreisender. Nach einer Offiziersausbildung bei der bayerischen Armee brach er als junger Mann zu einer ersten Reise in den Kaukasus auf. Später studierte er Vermessungswesen und Geografie in München.
Besonderes Interesse entwickelte Wilhelm Filchner für Zentralasien. Eine große Reise machte er von 1926 bis 1928 nach China und Tibet. Hier betrieb er ethnologische Studien und führte geodätische und erdmagnetische Vermessungen durch. Es gelang ihm, das indische mit dem chinesischen Vermessungsnetz zu verbinden und durch Kartierung große „weiße Flecken“ auf der Landkarte zu tilgen. Ziel und Ergebnis seiner Arbeit beschreibt Filchner in seiner Autobiographie: "Der Hauptzweck war (…) die astronomisch-erdmagnetische Vermessung einer schleifenartigen Strecke, die Tibet und die westliche Gobi umschloß, damit verbunden die kartographische Aufnahme dieser Strecke und Höhenbestimmung sämtlicher Lagerplätze und markanten geographischen Punkte längs des Expeditionsweges. Meine astronomisch-erdmagnetischen Arbeiten dienten dazu, das europäisch-westasiatische Netz magnetischer Stationen an das chinesische und diese wiederum an das indische anzuschließen (…) Ich legte rund 160 erdmagnetisch vermessene Stationen an, deren astronomische Positionen ich mit Hilfe von Standlinien, von Monddistanzbeobachtungen und Zeitsignalen fixierte. Die Höhe der markanten geographischen Punkte bestimmte ich mit dem Siedethermometer, und die Routenaufnahmen erfolgten mittels Fluidkompaß." Aus: Wilhelm Filchner: Ein Forscherleben. Wiesbaden 1956, S. 179f.
Filchner hat seine Forschungsreisen in mehreren populärwissenschaftlichen Büchern dargestellt. 1927 produzierte er den Dokumentarfilm „Mönche, Tänzer und Soldaten". Internationale Anerkennung konnte er sich als Leiter der Zweiten Deutschen Antarktisexpedition 1911/1912 erwerben, in deren Verlauf er auf der Suche nach einem damals vermuteten Meeresarm, der zwei Teile der Antarktis trennen sollte, das Wedellmeer erforschte. Eine dabei entdeckte Küstenregion benannte er nach dem bayerischen Prinzregenten „Prinzregent-Luitpold-Land“. Dieser hatte die Finanzierung der Expedition gesichert. Das zweitgrößte Schelfeis der Erde, das „Filchner-Ronne-Schelfeis“ im Wedellmeer, trägt heute den Namen des Forschers aus Bayern und seines amerikanischen Kollegen. Der Nachlass von Wilhelm Filchner wird im Archiv der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München verwahrt.
Wir danken Herrn Dr. Johann Pörnbacher M.A. vom Archiv der Bayerischen Akademie der Wissenschaften für das zur Verfügung gestellte Material und die kooperative Zusammenarbeit bei der Vorbereitung des Artikels.